Was ist das Higher Self? Ist es ein Teil meiner Seele? – Psychologe Schroll zur Struktur unseres höheren Selbst.

Der Begriff „Higher Self“ ist dank dem aktuellen Life Coaching Boom wieder schwer in Mode. Doch was bedeutet dieser aus der Theosophie stammende Begriff eigentlich wirklich?

Das Higher Self (im Deutschen das „Höhere Selbst“) ist der Teil unserer Seele der unvergänglich ist und nicht mit in unser aktuelles Leben inkarniert. Es führt und leitet uns, erinnert uns an unsere Aufgabe und freut sich, wenn es uns als Menschen tatsächlich mal gelingen sollte, sich mit ihm zu verbinden. Denn das kann äußerst bereichernd sein für unser Leben.

Wie du das anstellst und was dich dabei erwartet erfährst du hier:

Was ist das Höhere Selbst, woraus besteht es und was hat es mit mir zu tun?

Das Höhere Selbst erlebt ein jeder von uns auf seine ganz eigene Weise. Manche nehmen es als Licht wahr, andere als eine Gestalt, wiederum andere spüren eine Art Bewusstsein, das zu ihnen spricht und wiederum andere sehen es einfach nur als eine Art Energieträger.

Das ist deshalb so, da wir Seelen alle recht unterschiedlich und individuell sind. Wir unterscheiden uns aufgrund dessen was wir (in den vielen Inkarnationen) erlebt haben und in Bezug auf die Aufgaben, die wir uns stellen bzw. die uns gestellt werden.

Von dieser Warte aus betrachtet kann das Higher Self als ein „Wissenspool“ verstanden werden, in dem alle Ereignisse unseres Seelenlebens gespeichert werden und aus dem sich unsere weiteren Missionen ergeben. Man könnte sagen, sie ist unsere ganz individuelle Akasha Chronik.

Wenn da nicht die Sache mit dem Bewusstsein wäre. Den tatsächlich ist das Höhere Selbst weit mehr als nur ein Informationsspeicher. Es lebt, es fühlt, es begleitet uns, es hilft uns und es will von uns wahrgenommen werden.

Was will das Higher Self?

Das Höhere Selbst hat das Ziel sich weiter zu entwickeln, rein zu werden und schließlich wieder mit dem Schöpfer eins zu werden. Das ist im Groben generell das Ziel eines jeden menschlichen Lebens. Jedoch der Weg dorthin ist für jeden von uns ein anderer.

Das Higher Self ist im Kern jener (Groß-)Teil unserer Seele, der sich zu Beginn unserer Schöpfung vom ursprünglichen „Großen Eins“ abgespaltet hat. Unermesslich lange schon reist es durch Raum und Zeit und macht dabei Erfahrungen, zuerst auf anderen Galaxien und Planeten und nun hier auf dem Planeten Erde.

Jene Leben mögen zu Beginn eher weniger grobstofflich gewesen sein. Wir verbinden uns mit Sternenstaub, Gasriesen oder anderen Materien und ziehen weiter, sobald wir ausreichend Erfahrungen durch diese Verbindungen gewonnen haben.

Im Laufe unserer Seelenevolution werden unsere Verbindungen immer grobstofflicher und finden auf niedrigeren Dimensionen statt. Das Leben auf Erden mit seinen (augenscheinlich nur) drei Dimensionen und seinen „harten Schwingungen“ (Kriege, Hunger, Hass und Neid) ist für das Göttliche wohl eine der größten Herausforderungen.

Deshalb inkarniert die Seele nie ganz und schickt stattdessen nur einen (geringen) Teil von sich auf die Erde, wissend, dass sie Gefahr läuft, diesen Teil hier unten zu verlieren. Traumatische Todesursachen und andere schreckliche Ereignisse können dazu führen, dass dieser Seelenanteil seinen Weg nach Hause nicht mehr findet.

Das obige Bild soll zeigen, wie wir uns das Höhere Selbst im Vergleich zu dem Seelenanteil, der hier auf Erden inkarniert ist, vorstellen können. Das Higher Self ist wie eine Art Mutterschiff, das über die „Forschungskapsel“ hier auf Erden wacht. Nichts entgeht ihr, und sie vergisst nichts.

Und genau deshalb ist es uns auch möglich, Seelenanteile, die wir in diesem oder früheren Leben verloren haben in Regressionssitzungen wieder aufzuspüren und einzusammeln.

Bitte beachtet zudem die Spitze oben an der Higher Self-Blase. Diese deutet an, dass es jenseits des Höheren Selbst noch ein Höheres Selbst geben kann, das noch größer, erfahrener und reiner ist als das Higher Self darunter.

Kann ich mehrere Leben gleichzeitig haben?

Die Tatsache, dass die Seele es vermag sich in weitere Teile mit Bewusstsein aufzuspalten, lässt diese Möglichkeit zumindest zu. Auch hörte ich von wenigen Kollegen, dass sie in ihrer Praxis auf derartige Phänomene stoßen.

Möglich scheint es also zu sein. Es stellt sich jedoch viel mehr die Frage, ob ein derartiges Unterfangen überhaupt Sinn macht. Ein einzelnes Leben hier auf Erden erfolgreich zu führen – also mehr Karma abzubauen als anzuhäufen – ist schwierig genug.

Vor allem junge Seelen mit zu viel Ehrgeiz könnten in diese Falle tappen. Sie wollen möglichst viel Karma in möglichst kurzer Zeit abbauen. Nur allzu leicht kommen sie dabei ins Strudeln und landen später mit weit mehr „Gepäck“ wieder bei ihrem Higher Self als vor ihrer Inkarnationsparty.

Im Vergleich zum Alter der Seele ist eine Inkarnation – ein Leben auf Erden – kurz, verdammt kurz. Also warum die Eile? Und was wenn sich der Einflussbereich der gleichzeitig inkarnierten Seelen überschneiden, oder sich die Seelen gar treffen. Das Ergebnis ist ein absolutes karmisches Kuddelmuddel. Kurz: Die Sache ist also nicht zu empfehlen.

Wie kann ich mich mit meinem Höheren Selbst verbinden?

Den Prozess des Inkarnierens erleben viele Klienten wie das hinabtauchen in einem Tunnel. Von außen betrachtet ist es wie eine silberne Schnur, die mehr und mehr zu dem Baby im Bauch der Mutter führt. Um den 6. oder 7. Monat der Schwangerschaft hat sich die Seele bereits gut mit dem neuen Körper verbunden und die Silberschnur wird langsam dünner.

Spätestens im Moment der Geburt reißt die Verbindung zum Higher Self ab und die Seele ist vollständig auf Erden angekommen. Auf einer subtileren Ebene bleibt die Verbindung zum Höheren Selbst jedoch weiter bestehen.

Als heranwachsende Menschen können wir uns dieser subtilen Verbindung Gewahr werden. Oft passiert das automatisch ohne unser zutun. Plötzliche paranormale Erlebnisse wie das Wiedererkennen eines Momentes (Déjà-vu) oder das Überflutet werden von liebevoller Energie können Anzeichen davon sein.

Erfahrungsberichte meiner Klienten

Eine Klientin hatte folgendes Erlebnis: „Ich war morgens auf dem Weg zur Arbeit, wie immer, und überquerte gerade den Marktplatz, als es mich plötzlich durchfuhr. Ich wurde von einer ungemeinen Kraft ergriffen und spürte eine innige Liebe zu all den Menschen, die um mich waren. Dieses Gefühl hielt nur ein paar Sekunden an, doch hat es mich völlig übermannt. Das ist jetzt Monate her aber ich frage mich immer noch was das gewesen ist und was das sollte.“

Bei dieser Klientin handelte es sich um eine erfahrene Psychotherapeutin. Sie hatte also ihre „Hausaufgaben“ gemacht, war mit ihren inneren Kindern im Reinen, und hatte auch sonst kaum Beschwerden, wären da nicht diese außergewöhnlichen Erfahrungen.

Wir arbeiteten mit der Quelle dieser Eingebung, stießen auf eine Wesenheit, die wir gut und gerne als ihr Higher Self bezeichnen konnten und ließen uns von ihr führen. Meiner Klientin wurde gezeigt, dass es für sie an der Zeit war im Leben eine neue Richtung einzuschlagen, privat und beruflich. Dies hatte zur Folge, dass sie sich mehr Zeit für ihre Kinder nahm und sich auch als Therapeutin in eine mehr spirituelle Richtung fortbildete.

Von einem zweiten Higher Self Erlebnis berichtete ein Klient, der es mit einem sonderbaren Déjà-vu zu tun hatte. Etwa alle sechs Monate blieb er wie angewurzelt stehen. Die Situation, in der er gerade war, war ihm nichts neues. Es war als hätte er schon immer gewusst, dass sie eintreten würde. Und nicht nur das. Er wusste in diesem Moment auch, wie es weiter gehen würde.

Es war also als hätte er für einen kurzen Augenblick seine Zukunft glasklar vor Augen und er sah, dass diese Zukunft wunderbar sein würde. Dann verschwand dieser Weitblick wieder, aber das Gefühl einer wundervollen Zukunft blieb.

In unserer Sitzung suchten wir wieder nach dem Absender dieser Eingebungen und er nahm ein großes weißes Licht war, wie ein Stern. Wir ließen den Stern zu ihm kommen und es fand eine beeindruckende Verschmelzung statt. Sein ganzer Körper bebte und er begann heftig zu prusten. Nach wenigen Minuten war es vorüber. Er versank in die tiefste Entspannung seines Lebens und Wochen nach der Sitzung berichtete er mir, dass er sich etwa 35% vitaler fühlte als vorher.

Achtung! Besetzungen geben sich gerne als das Higher Self aus!

An dieser Stelle will ich betonen, dass es sich hier um Klienten handelt, die bereits viel Vorarbeit geleistet haben. Es würde keinen Sinn machen mit jemanden, der das erste Mal kommt, gleich eine Higher Self Sitzung abzuhalten. Zuviel ist da noch im Unreinen, zu viel kann diesen Prozess blockieren.

Ich nutze diese Techniken auch nur, wenn ich von der Gütigkeit und Gültikeit der Erscheinung überzeugt bin. Denn nur allzu leicht können wir zum Narren gehalten werden. So ging es mir noch in meinen Ausbildungszeiten, als ich das Higher Self meiner Kollegin ausfindig machen sollte.

Es zeigte sich erst wie ein lustiger, gutmütiger Herr. Bei genauerer Betrachtung erfuhren wir jedoch, dass diese Wesenheit nur Kontrolle über meine Kollegin ausüben wollte. Ein klassischer Obsessor (Besetzung) also, der nur vorgab Gutes tun zu wollen.

Dergleichen Gefahren kennen wir auch aus dem Gebiet des Channelings. Sogenannte (oder selbsternannte) Medien öffnen sich für eine höhere Kraft, für höhere Wesenheiten und wissen oft gar nicht, was sie dadurch anziehen.

Wie ihr merkt ist dieser Artikel nicht rein informativ, er soll auch eine Warnung ausdrücken. Die Warnung nicht zu leichtfertig mit dieser Art der Arbeit umzugehen.

Was kann das Higher Self für mich tun?

Eigentlich ist diese Frage nicht richtig gestellt. Die Frage sollte eher lauten: Was kann ich für das Higher Self tun. Denn schließlich wurde ich ja vom Higher Self auf die Erde geschickt, um eine gewisse Aufgabe zu erfüllen.

Durch Meditationen oder Bewusstseinstrainings wird es uns möglich, der subtilen Verbindung zu unserem Höheren Selbst wieder gewahr zu werden. Daraus erfolgt, dass wir wieder ein gewisses Verständnis dafür bekommen, was unsere Aufgabe hier im Leben ist, unsere Seelenaufgabe sozusagen.

Das Higher Self kann uns dann dabei helfen, den Seelenplan zu erfüllen. Wir bekommen ein Gefühl für die richtige Entscheidung, vergeuden keine Zeit mehr mit unnützen Dingen und bewegen uns somit zielstrebiger in die richtige Richtung. All das wird uns Freude, Kraft und ein weites Herz geben, das auch andere dazu inspiriert bessere Menschen zu werden.

Fazit

Das Höhere Selbst ist jener Großteil unserer Seele, der nicht inkarniert sondern auf höherer Ebene zurückbleibt. Dort ist es jedoch nicht untätig. Es wacht über uns und versucht uns in schwierigen Situationen durch subtile Hinweise zu unterstützen.

Bewusst oder unterbewusst nutzen wir in transpersonalen Therapien wie der Regressionstherapie das Prinzip des Higher Self ständig. Ohne jenem „Überbewusstsein“ könnten wir keine traumatischen früheren Leben und keine verlorengegangenen Seelenanteile ausfindig machen.

Angestachelt durch romantische Vorstellungen des neumodernen Coachings versuchen manche durch eine möglichst direkte Verbindung (oder gar Verschmelzung) mit dem Höheren Selbst ihre Seelenentwicklung zu „boosten“. Dies ist meist zu verfrüht, ja kann sogar Gefahren bergen.

Anhaftungen und Besetzungen tarnen sich gern als eine Art Höheres Selbst. Sie wollen, dass ihr Wirt tut was sie wollen und machen das manchmal sehr geschickt. Vor allem Menschen mit einem großen „spirituellen Ego“ fallen gerne darauf herein.

Eine direkte Arbeit mit dem Higher Self empfiehlt sich dann, wenn die Zeit reif ist, wenn es sich von selber zeigen will. Dann können Transformationsprozesse ungeheuer tief gehen. Für die Seele beginnt dann ein neues Zeitalter.