Kann eine Rückführung in ein früheres Leben gefährlich sein?

Manche Psychologinnen und Psychologen behaupten, dass eine Rückführung oder Hypnose, die zu Erlebnissen aus angeblichen früheren Leben führt, gefährlich sein kann.

Sie raten deshalb von einer so genannten Reinkarnationstherapie ab.

Vor allem bei psychisch labilen Patienten bestehe die Gefahr einer Retraumatisierung. Das heißt, die Ängste und Störungen könnten sich nach der Behandlung noch verstärken.

Der Psychologe Roland Schroll berichtet im folgenden Artikel von seinen Erfahrungen aus der Rückführungspraxis, in der er seit nunmehr 10 Jahren PatientInnen und KlientInnen betreut.

Gibt es die Gefahr einer Retraumatisierung?

„Was ist, wenn ich in einem früheren Leben stecken bleibe?“ Ja, diese Befürchtung äußern KlientInnen in meiner Praxis gar nicht so selten.

Woher kommt diese Angst?

Wahrscheinlich spukt bei dem einen oder der anderen das Schreckensbild einer Hexenverfolgung oder eines grausamen Todes im Kopf herum, was wiederum zu einer großen Verunsicherung führt.

Vielleicht nicht ganz zu Unrecht.

Denn tatsächlich erleben meine KlientInnen solche traumatischen Erlebnisse, wenn unsere Reise sie in ein früheres Leben führt.

Aber hier gleich die gute Nachricht: Bisher ist noch niemand in all den Jahren in seiner dunklen Vergangenheit stecken geblieben.

Das hat auch mit den Techniken zu tun, die einem gut ausgebildeten Rückführungstherapeuten heute zur Verfügung stehen.

Denn es ist wichtig, diese Erlebnisse nicht nur wieder zu erleben, sondern sie auch zu verarbeiten und ihren Einfluss auf die Gegenwart zu beenden.

Viele Menschen stecken nämlich in ihrem traumatischen früheren Leben fest, ohne es zu wissen!

Der körperliche oder seelische Schmerz, der sie in meine Praxis führt, ist Ausdruck dieses Traumas.

Nur eine Bewusstwerdung und Aufarbeitung dieser Erlebnisse kann deren Einfluss auf unser heutiges Leben ein für allemal beenden.

Ja, eine solche Rückführung ist kein Spaziergang. Wir kommen wieder in Kontakt mit diesem Urschmerz.

Aber das Gefühl von Leichtigkeit und Freude, das sich danach einstellt, ist die Mühe wert.

Ist eine Rückführung gefährlich für labiele Personen?

Die größte Gefahr besteht darin, dass die Behandlung nicht erfolgreich ist.

Vor allem bei KlientInnen mit psychotischen Störungen ist das Wiedererleben oft schwierig und kann – aufgrund eines eingeschränkten oder „überdehnten“ Ich-Bewusstseins – zu Verwirrungen führen.

Hier ist es sinnvoll, sich vorerst auf die Arbeit mit dem Inneren Kind zu beschränken, um greifbare Ergebnisse zu erzielen.

Nicht selten erzählen mir KlientInnen in meiner Praxis, wie sie im Krankenhaus von einem Arzt oder einer Psychiaterin traumatisiert wurden.

Die Traumatisierung erfolgte nicht durch eine bestimmte Therapietechnik, sondern durch respektlosen Umgang und unbedachte Kommentare.

Viele Menschen sind schutzbedürftig. Wenn wir behutsam mit ihnen umgehen und bei jedem Schritt ihre Stärken berücksichtigen, können wir sie aus der Verletzung herausführen und wieder in ihre Kraft bringen.

Eine Rückführung in ein früheres Leben kann dafür ebenso geeignet sein wie eine reine Gesprächstherapie.

Achtung! Das Erleben eines früheren Lebens hat Konsequenzen!

„Was war das? Können Sie mir erklären, was gerade passiert ist?“ fragte mich neulich ein Klient, der gerade die schmerzliche Erfahrung gemacht hatte, als Bettler allein auf der Straße zu sterben.

Seine Frage war rhetorisch gemeint, denn er konnte sich an alles erinnern, wie er als Geschäftsmann betrogen wurde, wie er in der Gosse landete und wie er schließlich starb.

(Wobei: Eigentlich war der Zeitpunkt des Todes eher unklar geblieben. Es war meine Aufgabe als Therapeut, ihm dieses Todeserlebnis bewusst zu machen. Denn er steckte im Trauma fest: im Trauma des Alleinseins und des Dahinsiechens.
Seine Seele hatte nicht mehr die Kraft, den Tod zu realisieren. So holte ich ihn aus seinem Trauma heraus und heilte mit ihm sein vergangenes Leben. Nur so konnte er sich davon befreien).

Ich konnte in den Augen meines Klienten sehen, was in seinem Kopf vorging. Vielleicht gingen ihm folgende Gedanken durch den Kopf:

„Oh mein Gott, wenn es also wirklich frühere Leben gibt, wenn wir also wirklich immer wieder reinkarnieren, welche Konsequenzen hat das dann?“

„Wie wichtig ist es dann für meine geistige Zukunft, was ich heute tue! Wie werde ich von nun an auf einen Obdachlosen reagieren, wenn ich ihn auf der Straße sehe? Und wie soll ich von nun an meine Ziele im Leben setzen?“

Wenn wir beginnen, an die Möglichkeit der Reinkarnation zu glauben, kann das unser Weltbild auf den Kopf stellen.

Wir entwickeln mehr Mitgefühl für all jene, mit denen es das Schicksal nicht so gut gemeint hat. Wir rücken als Menschen näher zusammen und sind offener für die Meinung anderer.

Dinge wie Geld oder Karriere treten in den Hintergrund und Dinge wie zwischenmenschliche Beziehungen in den Vordergrund.

Wir beginnen, wieder etwas mehr Dankbarkeit für das zu empfinden, was uns gegeben wurde, und entwickeln mehr Offenheit für den Augenblick.

All diese Dinge, die die moderne Achtsamkeit lehrt, können sich spielerisch entfalten, denn wir wissen: Es kann auf der Erde auch ganz anders laufen, und für viele unserer Mitmenschen läuft es auch anders.

Darüber hinaus entwickelt sich in uns ein Verständnis von Karma. Wie beeinflussen unsere heutigen Taten und Entscheidungen unser zukünftiges Leben?

Was ist der beste Weg, um das wahre Ziel des menschlichen Lebens zu erreichen? Die Vereinigung mit dem Göttlichen.

Denn nichts Geringeres ist unsere Aufgabe.

Eine Rückführung kann uns helfen, dieses Ziel zu verstehen. Meditation kann uns helfen, diesem Ziel näher zu kommen.

Fazit

Es sind nicht so sehr die üblichen Bedenken wie eine mögliche Retraumatisierung,g, die eine Rückführung in ein früheres Leben zu einer sehr delikatzen Sache machen.

Vielmehr sind es die Eindrücke aus dieser längst vergangenen Zeit, die uns die Ziele unseres Lebens neu überdenken lassen und uns staunen lassen über die allumfassende Macht des Karma und über das Wunder der göttlichen Gnade.

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