Reinkarnationstherapie – Ein Fallbeispiel
Eine Rückführung in ein früheres Leben oder eine Reinkarnationstherapie wird in immer mehr alternativen Heilpraxen angeboten. Doch die wenigsten haben eine Ahnung, was das eigentlich ist und wie es funktioniert. Deshalb soll ein Fallbeispiel aus meiner Praxis Licht in die Sache bringen.
Inhalt
Fallbeispiel: Bevor wir eine Reinkarnationstherapie beginnen
Ein junger Mann von 19 Jahren betritt meine Praxis. Sein Anliegen ist ein recht verbreitetes in seiner Altersklasse: Seit einem Cannabis-Konsum mit Freunden plagen ihn Panikattacken. Die will er loswerden.
Eine Folge dieser unerwarteten Anfälle ist auch eine generelle Unsicherheit im Alltag. Sie kann nahezu absurde Auswüchse annehmen. So befürchte er manchmal, plötzlich umzukippen und zu sterben.
Mein Klient hatte bisher keinerlei Erfahrungen mit Therapien geschweige denn mit Reinkarnationstherapie.
Lediglich mein Bild auf meiner Homepage war ihm sympathisch gewesen und hätte ihn zum Treffen bewogen.
Rückführung früheres Leben? Erstmal abwarten!
Oft erwarten Klienten nach dem ersten Gespräch vom Therapeuten eine Diagnose. Ich halte das nicht für zielführend, da es den Klienten nur einer Kategorisierung zuordnet.
Es wird ihm ein Stempel aufgedrückt, z.b. der Stempel „Depression“. Der Klient ist versucht, sich damit zu identifizieren und verliert seine Offenheit für anderwärtige Interpretationen.
Gerne stelle ich eine „Diagnose“ nach erfolgreicher Behandlung. Diese Art der Diagnose ist jedoch in keinem Schulmedizinbuch zu finden, erst recht nicht, wenn es zu einer Reise in ein vergangenes Leben kommt.
Diese offene Vorgehensweise war vor allem in diesem Fall Gold wert.
Eine Reise zurück in der Zeit
Es gibt viele Wege eine Rückführung zu starten. Manche Therapeuten induzieren sie über Hypnose, andere über schamanisches Trommeln.
Ich stehe beiden Techniken kritisch gegenüber, da vorab nicht klar sein kann, ob eine Reise in ein vergangenes Leben für den Klienten zielführend ist.
Es gibt einen viel eleganteren Weg. Auf Seelenebene weiß der Klient selbst am besten, was er für seine Heilung braucht.
Wir bringen ihn also auf diese Ebene und unterstützen ihn dann bei seinem Heilungsprozess. So liegt es nicht in meiner Hand, welche Art Reise der Klient antritt.
Mal begegnet er einem inneren Kind, mal beginnt er eine Energiearbeit und manchmal reist er eben in ein vergangenes Leben.
Nur bei erfahrenen Klienten und unter bestimmten Umständen halte ich es für sinnvoll, ein bestimmtes Leben gezielt anzusteuern.
Dies kann etwa der Fall sein, wenn der Klient von Spontanerinnerungen berichtet, die auf ein traumatisches Past-life hindeuten.
Es gibt viele Wege, das eben genannte Seelenbewusstsein herzustellen. Unter Zustimmung des Klienten wählte ich in diesem Fall den Direktesten.
Gemeinsam näherten wir uns dem Gefühl der Panik an und beobachteten, welche Veränderungen in Körper und Geist auftraten.
Im richtigen Moment bat ich meinen Klienten, zurückzugehen an jenen Ort und zu jener Zeit, in der die Panik ausgelöst wurde.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie leicht und selbstverständlich sich diese Bewusstseinspforten bei einer Rückführung öffnen.
Ein vergangenes Leben kommt ans Tageslicht
T (für Therapeut): „Also gut, dann bitte schließ jetzt deine Augen. Ist das Gefühl der Panik gerade präsent?“
K (für Klient): „Ja, kann´s spüren.“
T: „ Im Körper?“
K: „Mein Herz geht schneller. Meine Augenlieder flackern etwas. Da ist auch ein flaues Gefühl im Magen.“
T: „Ok, nimm dieses Gefühl war und lass es langsam stärker werden. Keine Angst, ich bin bei dir…
nimm weiterhin den Herzschlag wahr und das flaue Gefühl…
Ich zähle jetzt von 3 abwärts und bei 1 bist du dort, wo du das Gefühl das erste Mal hattest. 3 … 2 … 1.
Wo bist du jetzt? Was nimmst du wahr?“
An dieser Stelle kann der Klient alles antworten.
Von `ich bin auf der gestrigen Geburtstagsparty`, bis zu `ich bin in meinem großen Zeh`.
In diesem Fall hätte ich auf eine Situation mit seinen Freunden und dem Kannabis-Rauchen getippt.
Aber ich lag falsch.
K: „Ich bin auf einem Berg und sehe eine kleine Stadt unter mir. Es ist Nachmittag.“
T: „Gut, schau auf dich herab. Wie siehst du aus?“
K: „Ich habe ein rot-weiß gepunktetes Kleid an und schaue mir auf einer Anhöhe den Sonnenuntergang an. Ich bin … ein junges Mädchen. In der Ferne sehe ich ein Dorf.“
Für meinen Klienten kamen diese Eindrücke völlig überraschend und es dauerte etwas, bis er lernte, seinen inneren Bildern zu vertrauen.
Der Trance-Zustand besitzt eine gewisse Sogwirkung, der uns zu diesen Bildern und Erfahrungen führt. Kritisches und analytisches Denken hilft uns in dieser ersten Phase einer Rückführung nicht weiter.
K: „Da ist noch jemand. Das ist mein Freund.“
T: „Wo ist der Freund?“
K: „Er sitzt neben mir. Ich bin gerade sehr glücklich.“
– Doch im nächsten Moment greift sich mein Klient an den Hals und verzieht das Gesicht.-
T: „ Was ist passiert?“
K: „Da ist plötzlich ein Druck am Hals. Mein Freund packt mich am Hals.“
T: „Warum tut er das?“
K: „Ich weiß auch nicht. Er zieht an meinem Rock, er will mich ausziehen. Nein, ich will das nicht!“
T: „Was passiert weiter?“
K: „Mein Herz rast vor Panik. Ich trete ihn weg. Will einfach nur weg und renne los.“
T: „Ok, wo rennst du hin? Nach Hause?“
K: „Einfach nur weg. In den Wald hinter uns.“
– Und wieder hält mein Klient inne und greift sich diesmal an den Hinterkopf.-
K: „Mein Hinterkopf tut weh. Er blutet.“
T: „Trat der Schmerz jetzt plötzlich auf oder war er schon von Anfang an da?“
K: „Jetzt plötzlich.“
T: „Greif einfach mal zu der Stelle. Was ist da?“
K: „Ich blute. Mein Freund hat etwas nach mir geworfen und mich getroffen. Ich hab das in der Aufregung gar nicht mitgekriegt.“
T: „Was hat er nach dir geworfen. Wenn nötig schau dir die Situation nochmal von der Vogelperspektive* an.“
Ich gab meinem Klienten etwas Zeit herauszufinden, was da nach ihm geworfen wurde.
Es war ihm jedoch nicht möglich, da er zu tief in der Situation steckte.
Und in jener Situation hatte er nur einen Gedanken: Weg! Weg! Weg!
Also entschloss ich mich später darauf zurück zu kommen und die Geschichte weiter laufen zu lassen.
K: „ Ich bin gelaufen bis ich nicht mehr konnte. Bin am Waldrand angekommen. Mir ist schlecht, ich weine. Mein Hinterkopf schmerzt immer mehr, ich blute stark. Ich kann nicht weiter. Meine Beine sind wie gelähmt.“
Mein Klient ist bereits soweit in die Geschichte eingetaucht, dass er nicht nur die Bilder wahrnehmen kann, sondern auch die dazugehörigen körperlichen Erscheinungen.
Das heißt, er spürt tatsächlich einen Schmerz am Kopf, er spürt die Übelkeit und die lahmen Beine.
K (plötzlich unruhig): „Ich hör da was. Da ist was im Wald. Ich sehe zwei leuchtende Augen. Es ist ein Tier .. ein Wolf.
Er knurrt und kommt immer näher. Ich habe fürchterliche Angst. Mein Bauch verkrampft sich. Ich will mich verstecken, weiß aber nicht wo. Also lege ich mich einfach flach auf den Boden.
Er hat mich aber schon längst gesehen. Er ist allein, ganz abgemagert und hungrig, hat wohl das Blut gerochen. Ich nehme mir einen Ast, der Wolf kommt immer näher, ich versuche ihn mit dem Stock zu treffen. Das macht ihn nur noch wütender.
Jetzt springt er. Er hat mich in den Hals gebissen. Er schleudert mich hin und her, der hat viel Kraft.
Meine Kräfte entweichen, ich bleibe liegen, bin aber noch am Leben. Jetzt frißt er, an meinem Hals und meiner Brust.
Ich kann uns von oben sehen, wie er sich an mir satt frisst…. Der Wolf ist jetzt weg, ich bleibe weiter liegen.“
Die körperlichen Eindrücke haben sich während dieser Sterbephase intensiviert. Ich bitte nun Körper und Geist den Klienten nur so viel spüren zu lassen, wie es für seine Heilung notwendig ist.
Tatsächlich ist es wichtig, diese Erfahrung noch einmal zu durchleben.
In der Dunkelheit des Unterbewusstseins war es unserer Seele nicht möglich, diese alte Geschichte zu verarbeiten.
Jetzt jedoch, wo Licht in diese Ecke unseres Bewusstseins fällt, können wir das alte Trauma transformieren.
Formen der Reinkarnationstherapie und ihre Philosophie
Mein Klient ist sichtlich erschöpft und etwas mitgenommen von der Geschichte. Ich frage ihn was nun weiter geschieht.-
K: „Nicht. Es passiert nichts. Ich bleibe weiter da bei meinem Körper.“
– Und hier liegt das eigentliche Problem.
Die Seele war so schockiert von den Ereignissen, dass sie es nicht vermochte, den Körper zu verlassen und auf eine neue Reise zu gehen.
Diesem Phänomen begegnen wir häufiger in der Reinkarnationstherapie, gerade bei traumatischen Todeserlebnissen.
Man mag fragen, wie es sein kann, dass einerseits die Seele des Klienten in meiner Praxis auf der Coach liegt und andererseits in einem vergangenen Leben steckengeblieben ist.
Hier gilt es zu verstehen, dass unsere „Gesamtwesenheit“ auch bekannt als „Higher Self“ nie gänzlich inkarniert.
Das Risiko, für immer hier unten gefangen zu sein, wäre zu groß. Stattdessen schickt das Higher Self nur Seelenanteile zum Inkarnieren auf die Erde.
Manche Anteile kommen mit einer Fülle an reicher Erfahrung wieder zurück, andere gehen verloren. Um mehr über dieses Prinzip der Seele zu erfahren, lese meinen Blog Seelenanteile.
Und jetzt beginnt die eigentliche Heilkunst.
Die Reinkarnationstherapie mancher Therapeuten sieht bloß ein mehrmaliges Durchlaufen der Geschichte vor.
Das vergangene Leben soll sooft reflektiert werden, bis der Klient gegenüber der Geschichte abstumpft.
Das ist allerdings eine recht plumpe Art der Behandlung. Zweifelsfrei hat das Erinnern des Past-lifes einen kathartischen Effekt und befreit Körper und Geist von tiefen Eindrücken.
Im zweiten Schritt muss jedoch herausgefunden werden, warum die Seele stecken geblieben ist.
Dann kann ihr geholfen werden, das irdische Leben zu verlassen und zu seiner Quelle zurückzukehren.
Das bedeutet für den Klienten einen enormen Gewinn über sein ursprüngliches Anliegen hinaus.
Ein recht breites Arsenal an Techniken stehen uns für diese Art „Seelen-OPs“ mittlerweile zur Verfügung. Diese zu beschreiben, würde den Rahmen des Artikels sprengen.
Vielleicht zum Abschluss folgende „Diagnose“:
Mein Klient hatte bei einer Party so viel Cannabis konsumiert, dass ihm sein Hals zu schmerzen begann, es sich mehr und mehr übel fühlte, es sich in seinem Kopf drehte und seine Beine nicht mehr spüren konnte.
In diesem Moment hat seine Seele aufgeschrien: „Halt! Das kenne ich! Etwas ähnliches ist mir schon einmal passiert! Verdammt, was war das? Ich finde keine Ruhe solange ich das nicht gelöst habe!“
Die Symptome waren also ein Drängen seiner Seele, einen verlorengegangen Anteil seines Selbst wieder zurückzugewinnen.
Daher startete die Reinkarnationstherapie wie von selbst.
In einem vergangenen Leben im 16. Jahrhundert war er als junges Mädchen von seinem Freund ausgeführt worden.
Der Freund hatte eine Weinflasche dabei, die er mit seiner Freundin trinken wollte. Auch war er bereits etwas angetrunken und machte sich Hoffnungen auf ein sexuelles Abenteuer.
Das Mädchen jedoch erschrak ob seiner Übergriffigkeit und rannte davon. Verärgert warf er ihr die Weinflasche hinterher und traf sie am Kopf. (Als der Klient in einer späteren Phase der Arbeit mehr Klarheit besaß, konnte er die Weinflasche sehen.)
In ihrer Panik lief das Mädchen geradezu in den Wald. Sie geriet außer Atem und verlor die Orientierung. Atemnot und Orientierungsverlust waren auch die Folge der Cannabis-Konsums gewesen.
Der Konsum wurde auf diese Weise zum „Trigger“ des vergangenen Lebens und die Panik von damals trat ungehindert in das heutige Leben.
Am Ende kam das Mädchen auf dramatische Weise zu Tode. Die Seele konnte diese schrecklichen Erfahrungen nie verarbeiten.
Wir erinnern uns, der Klient hatte die absurde Angst, plötzlich umzufallen und zu sterben. Die Erinnerungen von damals steckten nach dem Party-Trigger festgefroren in seinem Körper und Geist.
Jetzt nach der Reinkarnationstherapie weiß seine Seele was passiert ist. Sie muss nicht mehr fürchten, dass ihr unverhofft die Beine wegsinken und ein hungriger Wolf um die Ecke kommt und ihr an die Gurgel geht.
Endlich ist die Seele voll und ganz im 21. Jahrhundert angekommen. Die Symptome des Klienten verschwanden nach der Sitzung. Auch berichtete er, sich lebendiger denn je zu fühlen.
Nach einer erfolgreichen Reinkarnationstherapie verändert sich unser Weltbild. Wir sehen die Dinge mit anderen Augen.
Kann man eine Rückführung selber machen?
Nun, es ist nicht unmöglich. Yogis und andere Langzeitgeübte in spirituellen Techniken können durchaus Past Life Erfahrungen machen und damit arbeiten.
Für jemanden, der erst ein paar Sitzungen gemacht hat, oder gar noch keinerlei Erfahrungen hat, ist es ohne Anleitung schwierig, denn es wird sehr wahrscheinlich einfach nicht funktionieren.
Doch mit etwas Vorarbeit und Vorinformation kann es dir möglich sein, ein paar Einblicke zu erhaschen. Mein neuer Online-Kurs SOUL HEALING kann dir den Weg zu deinen ersten Past Life Erfahrungen ebnen.
2 Formen: Rückführung Hypnose / Rückführung Brücke
Es gibt zwei Haupt-Wege eine Rückführung einzuleiten. Die ältere Form ist die Rückführung über Hypnose. Tatsächlich waren es im westlichen Kulturraum die Hypnotherapeuten, die als erstes auf vergangene Leben stießen. So kam es zu dem Weltbestseller „Many Lifes, Many Masters“ von Brian L. Weiß.
Neben Michael Newton verdankt ihm die Reinkarnationstherapie einen Großteil ihrer Popularität. Die Verwendung von Hypnose ist jedoch sehr vage und welches vergangene Leben erinnert wird, hängt stark von den Suggestionen des Therapeuten ab.
Die Rückführung über somatische, emotionale oder imaginative Brücken ist eleganter und zielgerichteter. Hier fokussiert der Klient zusammen mit dem Therapeuten auf körperliche und emotionale Symptome, deren Ursache in weiterer Folge angesteuert wird.
Der Vorteil ist hier, dass die Sitzung nicht nur informativ ist, sondern auch heilend wirkt. Auch wird sichergestellt, ob überhaupt und wenn ja welches vergangene Leben gesehen werden will.
Fazit
Eine Reinkarnationstherapie kann vieles bewirken, weit über die Lösung des ursprünglichen Problems hinaus. Es empfiehlt sich nicht, von vornherein die Lösung in einem vergangenen Leben suchen zu wollen. Am besten überlassen wir es der Seele wohin die Reise geht.
Gewisse Symptome können einen Past-life-Konflikt vermuten lassen, ob dem tatsächlich so ist, muss geprüft werden. Sollte sich die Pforte zu einem vergangenen Leben beim Klienten öffnen, ist es eine einmalige Chance für eine tiefgreifende Transformation.
*Vogelperspektive oder bird-eye-view ist eine Technik der Dissoziation, d.h. der Klient wird etwas aus der Geschichte herausgeholt, um die Begebenheiten besser wahr nehmen zu können. Er wird ermutigt, die Situation „von oben“ weiter zu verfolgen.