Was ist eine ganzheitliche Therapie oder eine spirituelle Therapie? Und: Kann ich mich auch selbst therapieren?
Die zunehmende Unzufriedenheit mit klassischen Therapieverfahren lässt Alternativmethoden zur psychotherapeutischen oder psychosomatischen Behandlung mehr und mehr an Aufmerksamkeit gewinnen. Welche sind die Angesagtesten und welche die Hilfreichsten? Doch was ist eine ganzheitliche Therapie oder eine spirituellen Therapie? Und: Kann man sich nicht eigentlich auch selber heilen?
Antworten auf diese Fragen gibt Psychologe Roland Schroll
Inhalt
Über die ganzheitliche Therapie zum spirituellen Heilen
Dass Körper, Seele und Geist in Einklang miteinander stehen sollen um ein glückliches und gesundes Leben führen zu können, ist für die allermeisten von uns nichts neues mehr. Viele neuere Therapieformen haben sich dem Prinzip der „Inneren Balance“ verschrieben und versuchen bereichsübergreifend zu arbeiten.
Darunter zählen Verfahren wie die Osteopathie, Mediationstechniken, Entspannungstechniken, Homeopathie, Akkupunktur und Naturheilverfahren. In der Vergangenheit war es haupsächlich die Berufsgruppe der Heilpraktiker, die das Bedürfnis nach Ganzheitlichkeit der Patienten abdeckten. Mit der zunehmenden Validierung des Balance-Prinzips durch die Forschung rückte das Thema Ganzheitlichkeit auch immer mehr in den Fokus der Schulmedizin.
So werden Techniken wie die Mindfulness-Meditation, die Entspannungsübung nach Jacobson oder auch Osteopathie und Akkupunktur von immer mehr Krankenkassen übernommen und auch immer mehr Ärzte empfehlen derartige Behandlungen oder lassen sich gar selber darin ausbilden.
Hier kommt eine Liste der in Deutschland bekanntesten ganzheitlichen Therapien, die aktuell auch eine recht gute Reputation genießen:
- Osteopathie
- Homöopathie
- Akkupunktur
- TCM (Traditionelle Chinesische Medizin)
- Mindfulness
- Entspannung nach Jacobson
- Feldenkrais
- Jin-Jun-Jitsu
- Qui Gong
- Thai Chi
- Klassische Naturheilverfahren (Anwendung von Mitteln, die ihren Ursprung in der Natur haben z.B. Wärme, Licht und Wasser)
Die Liste ist sicherlich nicht erschöpfen und immer wieder kommen neue Therapieformen hinzu wie zum Beispiel die Polaritätstherapie oder die Quantenheilung. Für jene beiden Behandlungsformen steh eine wissenschaftliche Überprüfung noch aus.
Das selbe gilt wohl auch immer noch für die Regressionstherapie, wobei das International Journal of Regression Therapy (IJRT) die Taktzahl an eingehenden Papers in den letzten Jahren deutlich erhöhen konnte.
Zudem ist die Regression wohl ein Sonderfall unter den Therapieformen. Wurde sie ursprünglich für Behandlung von psychischen und psychosomatischen Beschwerden eingesetzt, so erweiterte sich ihr Einsatzbereich mittlerweise auch bis ins Feld der organischen Erkrankungen und der Autoimunerkrankungen.
Somit entwickelte sich die Rückführungstherapie (wie sie in Deutschland auch genannt wird) von einer Psychotherapie hin zu einer ganzheitlichen Therapieform, die diesen Namen wirklich verdient.
Was unterscheidet die ganzheitliche Therapie von der spirituellen Therapien?
Wie der Name schon sagt bezieht sich die Ganzheitlichkeit auf eine ausgewogene Beachtung von Seele, Geist und Körper bei der Behandlung. Die spirituelle Therapie fokusiert mehr auf das seelische Befinden des Klienten, der Klientin.
Hierfür wird erstmal grundsätzlich die Existenz einer Seele angenommen. Dies ist in der klassischen Medizin und Psychologie alles andere als selbstverständlich. Führende Neuropsychologen unserer Zeit argumentieren in ihren Publikationen häufig gegen die Annahme der Existenz der Seele.
Nun, spirituelle Therapeuten kümmert das wenig. Sie haben alle ihr eigenes Verständnis von Geistiger Heilung und Seelen-/Lebensweg des Menschen. Und hierin liegt auch die Problematik. Jeder braut sein eigenes Süppchen. Ein proffesionsübergreifendes Konzept zum Wesen der Seele gibt es nicht.
Entsprechend können Behandlungen, die sich als spirituelle Therapien ausgeben, erheblich voneinander unterscheiden. Für den Hilfesuchenden ist daher genaues Hinschauen gefragt. Was bietet die Therapeutin, der Therapeut denn genau an? Nach welchen „Glaubenssätzen“ (und auch Gehaltssätzen) arbeitet er oder sie? Wie würde ein Therapieplan für mein Anliegen aussehen?
Es ist daher immer von Vorteil vor dem Beginn der Behandlung ertmal mit dem Therapeuten/ der Therapeutin ins Gespräch zu kommen. Wie fühlt sich der Kontakt an? Kann ich Vertrauen aufbauen? Lassen sich diese beiden Fragen mit „Ja“ beantworten, kann man es gerne auf einen Versuch ankommen lassen.
Ganzheitliche Psychotherapie oder lieber eine spirituell orientierte Psychotherapie?
Wenn wir es mit psychologischen/psychosomatischen Problemen zu tun haben, drängt sich die Vermutung auf, dass etwas mit unserer Seele nicht stimmt.
In den klassischen Therapieformen wie der kognitiven Verhaltenstherapie wird das Thema mit der Seele eher ausgeklammert. Vielmehr wird versucht über Interventionsstrategien für den Alltag, Ängste zu umgehen, sie neu einzuordnen oder im besten Fall, sich damit direkt zu konfrontieren.
Vorallem der zuletzt genannte Weg – die Exposition – ist vielversprechend und kann nachhaltig wirken. Dennoch kommen recht viele Klienten zu mir die bereits eine kognitive Verhaltenstherapie abgeschlossen haben. Sie erzählen, dass in der therapeutischen Arbeit nur selten „in die Tiefe“ gegangen wurde und eine Exposition nur geringfügig oder gar nicht stattfand.
Die Suche nach der URSACHE für ihr Leid sei es, weshalb sie den Weg zu mir gesucht haben. Tatsächlich kommt dieser Aspekt in den Kassentherapien zu kurz.
Um auf die Suche nach er Ursache gehen zu können, brauchen wir ein gewisses Konzept von Seele: Was ist Seele? wie sieht das Leben einer Seele aus? Was kann mit der Seele passieren, dass es ihr plötzlich so schlecht geht? Und viele viele weitere Fragen.
Als Regressionstherapeut muss man für sich bereits ein recht klar umschriebenes „Seelen-Weltbild“ aufgebaut haben, um den Klienten bei ihrer Suche nach der Wurzel des Problems helfen zu können. Oder noch besser: Man lernt erstmal bei jemanden, der schon viel Erfahrung auf dem Gebiet hat und entwickelt sich dann auf Basis der eigenen Erfahrungen weiter.
In den Angeboten der Krankenkassen wird Psychotherapie als eine ganzheitliche Therapieform angeboten. Dies stimmt nur insofern, da sie – im Gegensatz zur Schulmedizin – die Psyche mehr im Blick hat als die physischen Beschwerden. Kassentherapeuten fragen danach, wie wir im Alltag handeln und nach welchen Überzeugungen wir leben. Sie fokussieren also auf unseren Geist während sie den Körper mehr dem Arzt überlassen. Die Seele ist aussen vor.
Natülrich wäre es möglich zusätzlich zum Arztbesuch und zu den Therapiesitzungen beim Kassentherapeuten eine spirituell orientierte Therapie in Anspruch zu nehmen. Und genau das tun viele. Doch wäre es nicht wunderbar, wenn eine Therapieform alle Aspekte von Körper, Geist und Seele gleichermaßen unter einem Hut bringen könnte?
Vielleicht ist das zuviel verlangt. Denn jeder Aspekt ist in sich hochkomplex. Es bedarf viel Erfahrung, um ein Wissens- und Erfahrungsnetzwerk aufzubauen, dass sich tief in alle Thematiken verzweigt.
Und dennoch sehe ich die Chancen für die Regressionstherapie auf eine solche Erungenschaft besonders hoch. Körperliche Phänomene können über die richtigen Trancetechniken genauso angesteuert werden wie das „MindSet“ oder die karmischen Verstrickungen unserer Seele.
Die Zukunft wird zeigen wohin die Reise geht. Es gibt hier zwei Möglichkeiten: Entweder hin zu einer immer differenzierteren Spezialisierung der Fachgebiete (der bisherige Weg) oder mehr hin zu einer Zusammenführung des bisher Gewonnenen, wodurch wieder neue Erkenntnisse und somit auch ganzheitlichere Therapiemöglichkeiten entstehen können. (Ich tippe auf letzteres ;))
Wie therapiere ich mich selbst?
Vor allem in Bezug auf die spirituelle Heilung wird diese Frage immer häufiger gestellt und Sachbücher zum Thema Selbstheilung füllen die Buchregale. Ich denke aus dem bisher Erläuterten lässt sich erspüren, wie viel Erfahrung und Wissen es braucht um nachhaltige Heilung herbeiführen zu können.
Dennoch hören wir – oft über die sozialen Medien – von sogenannten Spontanheilungen oder von scheinbar wundersamen und gleichzeitig sehr einfachen Selbstheilungsmethoden. Fest steht: Diese Spontanheilungen gibt es. Doch war es wirklich diese neuartige Meditationsmethode, die die Metastasen verschwinden ließ? Und warum funktioniert es nicht bei den tausend anderen, die daraufhin eine Heilung auf dem gleichen Weg versuchen?
Schauen wir tiefer hinein in die einzelnen Fälle, stehen wir immer wieder vor einem Rätsel. Ich bearbeite Fälle mit den gleichen Symptomen und sehr ähnlichen Hintergrundgeschichten und doch kann sich der Heilungsweg der Kandidatinnen und Kandidaten erheblich voneinander unterscheiden.
Ich will damit nicht sagen, dass jeder Versuch, sich selbst gutes zu tun nichts bringt. Ganz im Gegenteil. Eintwickelt ein Gespür für euch selbst. Findet heraus was euer Körper, euer Geist und eure Seele brauchen. Tretet mit ihnen in Kontakt und arbeitet zusammen. Das stärkt euer Selbstwertgefühl und die Überzeugung für euch selbst sorgen zu können. Allein das macht (wissenschaftlich nachgewiesen) schon gesünder.
Gute Ernährung, ausreichend Schlaf, ausreichend Bewegung, soziale Kontakte, sich den Alltag so zu gestalten, dass Stress gar nicht erst aufkommt, all das sind die kleinen Dinge im Leben, die uns lange gesund halten und glücklich machen.
Wer zugleich noch für seine Seele etwas tun will, dem sei die Herzmeditation von Heartfulness ans Herz gelegt. Sie führt nicht nur zu einer inneren Ausgeglichenheit sondern lässt den Übenden über sich hinauswachsen und in ein spirituelles Abenteuer eintauchen.
Gefährlich mit der Selbstfürsorge wird es dann, wenn wir beginnen zu glauben alle körperlichen oder auch seelischen Problemen allen begegnen zu müssen. Wir alle brauchen in gewissen Situationen Hilfe von aussen. Daran ist gar nichts verwerfliches.
Tatsächlich ist der Mensch im Kern ein zu tiefst soziales Wesen (all den aktuell vorherschenden Egoismen zum Trotz) und gerade durch das Miteinander, durch den Austauch und das Zusammenwriken mit anderen Seelen, können wir wachsen und heilen.