Innere Kinder & Innere Familie – 3 Bereichte, die zu berücksichtigen sind
Wenn wir von der Inneren Kind Arbeit hören, denken wir häufig nur an ein inneres Kind das irgendwo in uns steckt und das unsere Hilfe braucht.
Tatsächlich ist die therapeutische Arbeit aber etwas komplexer als nur die Befreiung eines inneren Kindes. Konkret gibt es (mindestens) drei Bereiche, die zusätzlich berücksichtigt werden müssen.
Inhalt
1. Mehrere Innere Kinder aufgrund einer langen dunklen Lebensphase
Natürlich: Es gibt Sitzungen in meiner Praxis, die komplett mit der Arbeit mit einem Inneren Kind ausgefüllt sind.
Meistens handelt es sich dabei um Traumata, die durch ein bestimmtes (meist katastrophales) Ereignis ausgelöst wurden. Das kann der Tod einer nahestehenden Person sein, ein Unfall oder ein Angriff.
In solchen Fällen widmen wir uns voll und ganz dem Kind, das noch in diesem Schock gefangen ist, und befreien es mit den gängigen Techniken aus dieser Starre.
Häufiger jedoch erleben meine KlientInnen eine längere Phase in ihrer Kindheit, in der sie sich vernachlässigt, ungeschützt oder ungeliebt fühlen.
Dies kann z.B. durch eine Krankheit der Mutter oder eine Suchterkrankung des Vaters (oder beides) verursacht werden, wodurch die Eltern nicht mehr in der Lage sind, ihren Kindern die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken wie zuvor.
Das Kind fühlt sich verloren und weiß nicht, wie es mit der neuen Situation umgehen soll.
Die Reaktionen können nun sehr unterschiedlich sein:
Entweder zieht sich das Kind zurück und gibt sich selbst die Schuld an der Veränderung („weil ich so dumm oder hässlich bin, liebt mich Papa nicht mehr“).
Oder es verharrt in einer Starre, koppelt sich von den schlimmen Gefühlen der Traurigkeit und Verzweiflung ab und lebt fortan ein Leben der „Verstellung“.
Oder es erwacht – viel zu früh – ein innerer Erwachsener, der sagt: „Auf die Erwachsenen ist kein Verlass. Das muss ich alleine schaffen.“ Und das Kind schneidet sich von seiner Kindheit ab und führt fortan ein Leben voller Ernsthaftigkeit und Pflichterfüllung.
An solchen „Kippmomenten“ gilt es anzusetzen. Es ist die Kunst des Therapeuten und des Klienten, dem Inneren Kind zu helfen, seine Entscheidung (falls es eine getroffen hat) zu überdenken und ihm neue Möglichkeiten aufzuzeigen.
WICHTIG: Wir können Innere Kinder nicht zu einer Entscheidung zwingen, auch wenn sie gut gemeint ist. Es gibt immer Gründe, warum sie an alten Mustern festhalten.
Es reicht aber nicht aus, bei der Bearbeitung von langen traumatischen Phasen nur den Anfang der Phase zu beleuchten. Eine grundlegende Heilung muss das Thema an der Wurzel packen, und eine Wurzel hat meist mehrere Stränge.
So ist ein weiterer Strang der Moment, in dem die Situation kaum noch erträglich war, in dem sie also am schlimmsten war. Auch dieses Kind will befreit werden.
Es bietet sich auch an, mit dem Moment zu beginnen, in dem das Thema das letzte Mal aufgeflammt ist. Das ist in der Regel der am leichtesten zugängliche Moment. Er kann aber auch am Ende der Arbeitssitzung wieder in den Mittelpunkt gerückt werden.
Wir haben es also mit mindestens 3 Inneren Kindern zu tun, wenn wir den Einfluss schwieriger und deprimierender Lebensphasen auf das Leben unserer KlientInnen minimieren wollen. Es können auch mehrere sein, wenn z.B. eine Misshandlung mehrmals in verschiedenen Formen stattgefunden hat.
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2. Die Innere Familie als Energiesystem
Manche von uns habend das Gefühl, in die falsche Familie hineingeboren zu sein. Sie haben andere Interessen als die anderen, andere Bedürfnisse und Ziele und fühlen sich nicht verstanden.
Kein Wunder, dass sie auch einen anderen Weg einschlagen als ihre Eltern oder Geschwister. Sie sind die einzigen Handwerker in einer Akademikerfamilie oder gehen einen spirituellen Weg, während der Rest der Familie streng katholisch bleibt.
Aber sind wir als Sonderlinge dazu verdammt, das schwarze Schaf der Familie zu bleiben? Antwort: Nicht unbedingt. Denn es gibt Hoffnung, vor allem, wenn wir unseren Weg weitergehen und gleichzeitig mit unserer Familie in Kontakt bleiben.
Um dieses Phänomen besser zu beschreiben, benutze ich gerne das sogenannte „Krabbensyndrom“.
Nehmen wir an, wir füllen einen Eimer mit Wasser und setzen viele kleine Krabben hinein. Nach einer Weile werden wir beobachten, wie ein oder zwei dieser Krabben versuchen, aus dem Eimer herauszuklettern, während die anderen Krabben sie zurückziehen.
Es ist fast so, als ob die wenigen Krabben spüren, dass es ein „Draußen“ gibt, für das es sich lohnt, die Strapazen des Kletterns auf sich zu nehmen, während die anderen Angst vor dem Fremden haben und ihren Freund vor etwas Schrecklichem beschützen wollen.
Wenn man seine eigene Familie oder die Familie von Freuden studiert, kann man diese Dynamik erkennen.
In unserem Eimer sehen wir jedoch, dass es nicht bei dieser verstrickten Situation bleibt. Irgendwann schafft es die erste Krabbe über den Rand und auf die andere Seite. Andere Krabben fühlen sich motiviert, es ihr gleichzutun und wagen den Aufstieg.
Die Zahl der Krabben, die diesen Ausbruch verhindern wollen, nimmt ab und es kommt zu einem Wendepunkt. Jetzt wollen alle Krabben raus und sie helfen sich gegenseitig, über den Eimerrand zu klettern.
Was sagt uns diese Geschichte? Unsere Entwicklung hängt nicht nur von uns ab. Das Familiensystem, in dem wir leben, hat seine eigene Dynamik, und wir tun gut daran, diese Dynamik zu erkennen, um Veränderungen in unserem Leben herbeizuführen.
Allein das Bewusstsein dieser Kräfte kann uns helfen, aus alten Mustern auszubrechen. Unser Umfeld muss sich dafür nicht ändern. Vielleicht wird es sich ändern, nachdem wir ausgebrochen sind, aber das liegt in der Verantwortung der anderen.
Wie gehen wir in der Praxis konkret vor? Eine Möglichkeit besteht darin, die Kräfte, die an uns ziehen oder uns drängen, entweder mit offenen Augen im Raum oder mit geschlossenen Augen in unserem geistigen Raum aufzustellen.
Wir machen uns die Kräfte bewusst und können dann verschiedene Interventionen ausprobieren, die Bewegung in das Feld bringen. Auch hier ist wieder die Erfahrung und Kreativität der TherapeutInnen gefragt.
Der/die KlientIn spürt, welche Interventionen wirken und welche nicht und gibt ein entsprechendes Feedback. Am Ende der Sitzung sollte sich eine neue Zukunft auftun, wie für die Krabben, die es aus dem Eimer geschafft haben.
3. Die Welt mit Kinderaugen sehen
Manchmal kommen Klientinnen und Klienten zu mir in die Praxis und beklagen sich von Anfang an über ihre Eltern. Die Mutter sei nur depressiv gewesen, der Vater ein Narzisst.
Aus ihren Erzählungen spricht Wut und der Wunsch, die Eltern ein für allemal aus ihrem „emotionalen Feld“ zu löschen.
Sie mögen gute Gründe für diesen Wunsch haben, und wenn nötig, will ich ihnen helfen, ihn so weit wie möglich zu erfüllen. Denn – wie wir gerne sagen – der Kunde ist König und es steht mir nicht zu, über seine Gefühle und Wünsche zu urteilen.
Gleichzeitig stellt sich nicht selten heraus, dass – wenn wir in ihre Kindheit zurückgehen – das Kind, das sie einmal waren, ganz andere Bedürfnisse und Wünsche hat. Es hat die Gabe, das Gute in Vater und Mutter zu sehen, wie klein und verborgen es auch sein mag, und sehnt sich danach, mit diesem Teil seiner Eltern in Kontakt zu kommen.
Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass wir an dieser Stelle das Ziel unserer Sitzung ändern. Anstatt die Eltern aus dem Gedächtnis zu löschen, machen wir uns auf die Suche nach der verlorenen Liebe des Kindes.
Zugegeben, manchmal sind die anderen trotz aller Bemühungen nicht in der Lage, sich zu öffnen und das Licht hereinzulassen. Das würde ja bedeuten, sich des Schmerzes bewusst zu werden, den die eigenen Schatten verursachen.
Wenn das geschieht, ist nicht alles verloren. Dem Kind ist schon viel geholfen, wenn es erkennt, warum die Mutter und/oder der Vater zu einer liebevollen Beziehung nicht fähig sind, und schließlich sind es wir selbst, die Erwachsenen, die wir heute sind, die dem Kind diese Liebe schenken und es so aus dieser tiefen Trauer befreien können.
Fazit
Es ist eher selten, dass wir in unserer Arbeit als Rückführungstherapeuten nur einem inneren Kind begegnen. Häufiger arbeiten wir mit mehreren gleichzeitig und nehmen das gesamte Familiensystem in den Blick.
Aus alten Familiendynamiken auszubrechen ist nicht einfach, aber möglich. Auch wenn die „Anderen“ sich weigern, sich zu verändern.
Wenn du die ersten Schritte in deine neue Welt wagen möchtest, besuche meinen Kurs und lass dich von den geführten Seelenreisen zu einer TRANSFORMATION motivieren.